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Lehrgang für unsere Betreuungskräfte nach Expertenstandard

Fortbildungsseminar für Betreuungskräfte – was ist zu erwarten? Wir begeben uns in die Pflege im Quadrat-Betreuungsdienste am Pfeifferswörth. Der Konferenzraum ist voll und wir suchen uns einen guten Platz, zum Beobachten und Zuhören.

Die Fortbildungsleiterin, Andrea Caroselli, eröffnet mit großer Freundlichkeit und Sprachgewandtheit die anstehende Fortbildungswoche. Es steht viel auf dem Programm. Das Thema des ersten Tages lautete: „Beziehungsgestaltung mit Menschen mit Demenz - gemäß Expertenstand“.

Der Vortrag beginnt und als Erstes steht die Begrüßungsrunde an. Dies stellte sich für unsere Dokumentation als ein Glücksmoment heraus, denn wie und warum Menschen in den Betreuungsberuf einsteigen, ist gänzlich unterschiedlich.

Im ambulanten Pflegedienst ist die Verantwortung eine andere als im stationären - ist man allein bei Kund*innen, besteht meistens nicht die Möglichkeit auf eine direkte Ansprechperson. Insofern ist klar, dass die Entscheidungslast in solchen Momenten deutlich schwerer auf dem Betreuungspersonal wiegt und die Eigenverantwortung steigt. Vergleicht man es mit, zum Beispiel, Krankenhausarbeit, ist auch die emotionale Komponente eine andere in der Langzeitbetreuung. Bei fast täglicher Betreuung und Versorgung, über Jahre hinweg, wäre es sehr verwunderlich und bedauerlich, wenn kein Beziehungsaufbau stattfindet.

Wichtig ist, wie man mit diesem zwischenmenschlichen Aspekt umgeht. Eine professionelle Distanz hilft, gerade bei schwierigen Fällen, ein gutes Handling mit Kund*innenaufrecht zu halten. Viele der Teilnehmenden stimmen hier zu. Allen ist bewusst, Freundlichkeit und Empathie ist das A und O. Und, wie vorher erwähnt, auch trotz professioneller Distanz, kann eine angenehme Beziehung mit Klient*innen den Arbeitsalltag deutlich verschönern. Nicht nur in der Theorie, sondern vor allem in der Praxis. Immer spürbarer ist die angenehme und mitfühlende Atmosphäre. Selbstverständlich kommt auch die Ernsthaftigkeit nicht zu kurz, aber unsere Mitarbeitenden fühlen sich untereinander und mit dem Unternehmen wohl – welch großartiges Kompliment für die Betreuungsdienste.

Wir horchen auf, als die Thematik “Recht auf ” aufkommt. Als Beispielsituation erzählt eine Betreuerin von einem Herrn, welcher nicht mehr gut laufen und stehen kann. Sie macht sich Sorgen. Es könnte etwas passieren und die Wahrscheinlichkeit wird nicht geringer, dass er, im schlimmsten Fall, gar stürzt und sich verletzen könnte. Trotz vielem besorgten Zuspruch war die Entscheidung des Kunden klar: Er will keinen Rollator. Dies muss man als Betreuungskraft akzeptieren. An dieser Stelle sagt Frau Caroselli etwas Eindrucksvolles: Menschen haben ein Recht darauf, falsche Entscheidungen zu treffen. Als betreuende Person ist es nicht immer leicht, die Entschlüsse von Kund*innen nachzuvollziehen. Sie können in eine ungesunde oder gar gefährliche Richtung gehen, das wichtigste ist jedoch, sie sollten sich der Folgen bewusst sein. Sind die Konsequenzen im Blick, muss die Entscheidung respektiert werden. Im Verlauf des Vortrags, ist es schön zu beobachten, wie unsere Betreuer*innen zusammenkommen und sich mit ihren Erfahrungsberichten gegenseitig bestätigen und bereichern. So unterschiedlich die jeweiligen Charaktere sind, so unterschiedlich sind auch ihre Geschichten, wieso sie sich gerade für die Betreuung entschieden haben.

Wir hören von Menschen, die Schwierigkeiten hatten, sich in ihre Arbeitswelt gut einzufinden und bei Pflege im Quadrat einen Platz gefunden haben, wo sie sich entfalten können. Wir hören von Menschen, die vorher eine Reisefirma leiteten, durch Corona ihr Standbein verloren und sich somit komplett neu orientieren mussten. Wir hören von Menschen, die jahrelang im Verkauf tätig waren, in der Security-Branche gearbeitet haben, bis hin zur schweren Erfahrung der Palliativarbeit.

Die Wege sind verschieden, aber das Ziel ist es, was alle in diesem Raum vereint.  
So beginnt der sechswöchige Lehrgang für die Betreuungskräfte am Pfeifferswörth.

Wir wünschen allen Beteiligten eine bereichernde und erfolgreiche Zeit.

Fotos: Alexander Kästel | Autorin: Melissa Sobottke

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