FACES mit: Sebastian Ryssel
- ttrembacz7
- 6. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Sebastian Ryssel (er/ihm) Stellvertretende Pflegedienstleitung - Römerberg
Heute im Gespräch: Sebastian Ryssel – stellvertretender Pflegedienstleiter in Römerberg, Musiker, Käsekuchenliebhaber, Menschenfreund. In unserem FACES-Format erzählt er offen, berührend und mit ganz viel Herz über seinen Weg in die Pflege, seine Leidenschaft für zwischenmenschliche Begegnungen – und darüber, wie er es geschafft hat, sich selbst ganz neu zu entdecken.

„Ich wusste mit neun: Ich will in die Pflege.“
Sebastian hat einen dieser Lebenswege, die man nicht erfinden könnte. Als Kind verlor er früh seinen Vater an Krebs – eine Erfahrung, die ihn tief geprägt hat. Schon damals war klar: Medizin und Pflege faszinieren ihn. Seine ersten Berührungen mit Blutzuckermessung, Verbandwechsel und Blutdruckkontrolle machte er bei seinen beiden Omas – und war sofort begeistert.
Trotzdem lernte er zunächst einen handwerklichen Beruf, aus Respekt vor dem Versprechen, das er seinem Vater gegeben hatte. Doch das Herz zog ihn woanders hin. Nach einem Praktikum in einem Pflegeheim war der Weg klar: Drei Jahre Ausbildung zur Altenpflegefachkraft.

Stationäre Pflege, Intensivpflege, Selbstständigkeit – und dann kam Corona.
Über zehn Jahre war Sebastian in der stationären Pflege tätig, davon fünf Jahre als Stationsleitung. Dann folgte ein Sprung in die außerklinische Intensivpflege – mit 1:1-Betreuung und zwölfstündigen Schichten. „Mir hat der Austausch gefehlt“, sagt er rückblickend. Also wagte er etwas ganz Neues: Gemeinsam mit seinem Mann eröffnete er ein Restaurant in Wiesbaden. Bio-zertifiziert, mit Sterne-Niveau und selbst gebackenen Kuchen – seine zweite große Leidenschaft.
Doch die Pflege ließ ihn nicht los. Nach einem Dreivierteljahr stieg er aus der Gastronomie aus und gründete „Pflege mit Herz“, sein eigenes kleines Pflegeunternehmen. Alles lief – bis Corona kam. Plötzlich brach alles zusammen.
„Ich habe innerhalb von Wochen alles verloren“

Ein Neuanfang bei Pflege im Quadrat.
Was wie ein Rückschlag klang, wurde zum Glücksfall. Sebastian hatte Pflege im Quadrat schon lange beobachtet – wegen der Vielfalt, der Offenheit, der Herzlichkeit. Als er sich bewarb, ging alles ganz schnell:
„Zwei, drei Tage später war ich im Einsatz.“

Zunächst arbeitete er als Tourenverantwortlicher in Böhl, bevor sich ihm die Möglichkeit bot, den Standort Römerberg mit aufzubauen. Es war nicht immer einfach – interne Kommunikationsprobleme, persönliche Trennungsphasen, berufliche Umorientierungen – aber Sebastian blieb dran. Heute ist er stellvertretender Pflegedienstleiter und absolviert erfolgreich die Weiterbildung zur verantwortlichen Pflegefachkraft.
„Ich bin gerne der Ansprechpartner – für alle.“
Sein Arbeitstag ist strukturiert und doch flexibel. Dienst- und Tourenpläne, Kundenanliegen, Dokumentation, Verordnungen, Gespräche mit Angehörigen, Beratungseinsätze – die Aufgaben sind vielfältig. Trotzdem nimmt sich Sebastian Zeit für das Zwischenmenschliche.
„Ich will, dass sich alle wohlfühlen – Mitarbeiter*innen wie Kund*innen.“
Gerade baut er mit seinem Team eine neue Tagespflege mit auf, organisiert Umzüge und entwickelt das Konzept weiter. Was ihn dabei antreibt? „Die Menschen. Ihre Geschichten. Und der Wunsch, gute Pflege mit Herz zu gestalten.“

Privat: Musik, Familie, Käsekuchen. Sebastian spielt seit dem neunten Lebensjahr ein eher ungewöhnliches Instrument: Schalmei. Mit seinem Verein, den „Badner Schalmeien“ aus Philippsburg, tritt er regelmäßig bei Events auf – auch beim Sommerfest von Pflege im Quadrat. „Ich bin der, der die Fotos macht – und manchmal auch das Kuchenbuffet organisiert“, sagt er lachend.
Sein Käsekuchenrezept ist legendär – überliefert von der Oma einer ehemaligen Mitbewohnerin, wie er stolz erzählt. Wenn er nicht gerade Kuchen bäckt oder musiziert, verbringt er Zeit mit seiner Familie, die ihm das aller Wichtigste ist. Besonders seine Neffen sind ihm ans Herz gewachsen.
„Ich wollte nicht mehr jeden Tag Tabletten nehmen müssen. Ich wollte leben – ohne Schmerzen, ohne Einschränkungen.“
Von 143 kg zurück ins Leben – der radikale Schritt. Eine besondere Wendung nahm Sebastians Leben 2021. Gesundheitsprobleme, Diabetes, hoher Blutdruck – ein ärztliches Gespräch war der Wendepunkt. Von einem Tag auf den anderen stellte er seine Ernährung um, begann zu trainieren und verlor über 60 Kilogramm. Sein Ziel hat er erreicht: Heute ist er medikamentenfrei und körperlich fit.
„Ich fahre Fahrrad, gehe wandern – und nutze mein Jobrad fast täglich.“

Und wie geht’s weiter? Sebastian hat klare Pläne: Die Pflegedienstleitung übernehmen, wenn Kollegin Ute in Rente geht. Zusätzlich denkt er über Weiterbildungen im Wundmanagement nach.
„Ich will vorbereitet sein – nicht irgendwann, sondern jetzt. Damit ich für mein Team und unsere Kund*innen da sein kann.“

Was Sebastian ausmacht, ist nicht nur seine Erfahrung, sondern seine Herzlichkeit, seine Offenheit und sein unverstelltes Wesen. Er ist ein Mensch, der zuhört, mitfühlt, anpackt – und ganz nebenbei auch noch fantastische Kuchen backt.
Lieber Sebastian, wir sind unglaublich froh, dich bei Pflege im Quadrat zu haben. Du zeigst jeden Tag, dass Pflege nicht nur Beruf, sondern Berufung ist.
Autor: Tymek Trembacz | Fotos: Fabian Klenk, Sebastian Ryssel und Tymek Trembacz
Comments